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Leserbrief von Pastor Hentschel zu: „’Entwertende Feindbilder‘: Wird die Sedanstraße umbenannt?“ 

[Stand: 16.02.2023]

Unveröffentlichter Leserbrief zu: „’Entwertende Feindbilder‘: Wird die Sedanstraße umbenannt?“ vom 11./12. Februar 2023 im Hamburger Abendblatt

Vielen Dank für den informativen Artikel über die Bemühungen um die Umbenennung der Sedanstraße. Wie wichtig solche Aufklärung ist, zeigt exemplarisch der hasserfüllte Leserbrief des Herrn Raith. Recht hat er mit seiner Feststellung: „Heute wissen die meisten Hamburger nicht mehr, was Sedan bedeutet.“ Auch er selbst scheint das nicht zu wissen. Mit der Sedanstraße wird ein Schlachtort geehrt, auf dem 1870 fast 30.000 Soldaten (französische und deutsche) getötet oder verletzt wurden. Das setzte sich im Ersten Weltkrieg fort, wovon noch heute ein großer Soldatenfriedhof zeugt. Und im Zweiten Weltkrieg war es nicht anders. Zehntausende Soldaten mussten sterben für Kaiser (zu den der Preußenkönig als Folge seines Sieges in der Schlacht gekrönt worden war), Reich und Führer. Auch zahllose Zivilisten wurden getötet, ganze Landstriche verwüstet. Ob Herr Raith, der verächtlich von „Klippschülern“ redet, das weiß? Oder ob er es gar für gut heißt? In jedem Fall ist ein Besuch des Deutschen Historischen Museums in Berlin oder die Lektüre historisch fundierter Informationen zu empfehlen, zum Beispiel hier: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/schlacht-bei-sedan.

Nachdenklich macht die Tagesumfrage des Abendblatts, die 80 % für die Ablehnung einer Umbenennung ergibt. Auch wenn die Erfahrung zeigt, dass solche Umfragen stets von Rechten und militaristischen Kreisen massiv genutzt werden, zeigt sich doch ein hoher Aufklärungsbedarf. Man kann nur hoffen, dass die Bezirksversammlung sich davon nicht allzu sehr beirren lässt und auch die SPD hier eine klare friedenspolitische Haltung zeigt. Sollte es dennoch nicht zu der Umbenennung kommen, wäre zu empfehlen, mit Sirenen und Kriegsgeräuschen regelmäßig im Stundentakt an das Schlachtfeld in Sedan zu erinnern.

Ulrich Hentschel